European Youth Meeting 2019

„Ich bin fest davon überzeugt, dass junge Menschen nicht die Führungskräfte von morgen sind, sondern die Führungspersönlichkeiten des Hier und Jetzt», sagte Amnesty-Generalsekretär Kumi Naidoo bei seiner Antrittsrede am 16. August 2018.

Fast ein Jahr später fand vom 13. bis zum 17. Juli 2019 das European Youth Meeting (EYM) 2019 in Brüssel statt. Über dreißig junge Amnesty-Aktivist*innen trafen sich in der Hauptstadt Europas, um ganz im Sinne des Generalsekretärs eine aktive Rolle im Kampf für die Menschenrechte einzunehmen und sich mit Mitstreiter*innen aus ganz Europa auszutauschen – und Sophia und Michelle aus der Amnesty-Jugend Deutschland waren mitten drin.

Im Zentrum des fünftägigen Treffens stand der Austausch von persönlichen und aktivistischen Erfahrungen sowie der Aufbau eines Netzwerkes. Gleichzeitig bot uns das umfangreiche Seminarprogramm die Möglichkeit, uns mit vielfältigen Aspekten der Amnesty-Arbeit inhaltlich auseinanderzusetzen. So diskutierten wir mit Agnieszka Dabrowiecka von Amnesty Polen über den Abbau des Rechtsstaats durch die polnische Regierung und schrieben Solidaritätspostkarten für polnische Richter*innen, die aufgrund ihres Einsatzes für den Erhalt des Rechtsstaats schikaniert werden. Valerie De Marie von Amnesty Belgien brachte uns die Grundlagen der Lobbyarbeit näher und gemeinsam suchten wir nach Möglichkeiten, wie sich eine Nichtregierungsorganisation (NGO) wie Amnesty innerhalb der Europäischen Union sowie deren Mitgliedstaaten für die Menschenrechte stark machen könne. Auch das Thema Klimawandel und Umweltschutz, welches unsere Organisation im Moment auf allen Ebenen beschäftigt, wurde entsprechend gewürdigt. So berichteten zwei Umweltaktivistinnen von ihren Erfahrungen und sondierten mit uns Möglichkeiten, sich auf verschiedenen Ebenen von lokal bis global für den Umweltschutz einzusetzen. In interaktiven Workshops setzen wir uns zudem mit den Themen Intersektionalität, Selbstfürsorge und Governance bei Amnesty auseinander und konnten unsere Gedanken und Wünsche für die neue globale Strategie äußern.

Einen Höhepunkt stellte unsere gemeinsame Aktion gleich am ersten Tag des EYM auf dem „Muntplein“ dar, einem belebten Platz im Brüsseler Stadtzentrum, wo die Aktivist*innen jeder Sektion in Form einer Mahnwache auf Menschenrechtsproblematiken in ihren Herkunftsländern aufmerksam machten. Zudem fand eine Solidaritätsaktion für Menschenrechtsverteidiger*innen im Sudan statt.

Besonders in Erinnerung blieb wohl allen Teilnehmer*innen eine von der NGO Vluchtelingenwerk Vlaanderen geführte Tour durch Brüssel, die uns mit den Grundlagen des belgischen Asylsystems vertraut machte und uns an Orte wie den Maximilianpark führte, der durch die Notlage der dort ausharrenden Geflüchteten traurige Berühmtheit erlangte. Eher praktisch ging es dagegen in den von uns selbst organisierten Skillshare-Sessions zu, in denen wir die Möglichkeit hatten, unsere Erfahrungen und unser Wissen zu bestimmten Aktionsformen und Methoden mit den Aktivist*innen anderer Sektionen zu teilen. Vor allem im Bereich der Menschenrechtsbildung konnten wir hier sehr viel Inspiration mit nach Hause nehmen.

Das EYM war generell geprägt von guten Gesprächen, informativem Austausch über die eigenen Ländergrenzen hinweg und einem entspannten und zugleich anregenden Arbeitsklima – was nicht zuletzt der hervorragenden Organisation und der gelösten Atmosphäre zu verdanken war, die man zu jedem Zeitpunkt spüren konnte. Neben sehr vielen emotionalen Momenten und einer Erweiterung des eigenen Horizonts erlebten wir in diesen fünf Tagen ein Höchstmaß an produktiver Teamarbeit, was zum Abschluss des EYM in die Planung und Durchführung einer Aktion innerhalb von nur einer Stunde gipfelte und äußerst sehenswerte Ergebnisse hervorbrachte. Insgesamt nehmen wir also nicht nur eine Menge Wissen und neue Erfahrungen aus dieser Zeit mit, sondern auch ein Netz neuer Kontakte zu jungen Menschen, die sich für dieselbe Sache einsetzen und für dieselben Ziele einstehen wie wir. Dies gilt es nun aufrechtzuerhalten und auszubauen – denn es liegt an uns, an uns jungen Aktivist*innen, unser Potential nicht irgendwann in der Zukunft, sondern im Hier und Jetzt zu realisieren.

 

 

26. März 2020