Jugendaktionswoche 2020

© Amnesty International, Foto: Grzegorz Zukowski

Jedes Jahr kurz vor Pfingsten findet die Jugendaktionswoche statt. In ganz Deutschland starten junge Aktivist_innen in den Hochschul- und Jugendgruppen von Amnesty Aktionen rund um ein gemeinsames Thema. Dieses Thema bestimmen sie beim jährlichen Jugendtreffen Jugend@Amnesty selbst. In diesem Jahr werden wir vom 11.-17. Mai zum Thema Menschenrechte im digitalen Zeitalter aktiv. Genauer gesagt dreht sich die Aktionswoche um die digitale Überwachung von Menschenrechtsverteidiger_innen. Diese mutigen Menschen, die sich weltweit für ihre Rechte und die Rechte anderer einsetzen, werden immer öfter zur Zielscheibe von gezielten digitalen Angriffen und Überwachungsversuchen. Dadurch sind sie persönlich aber auch unser aller Menschenrechte in Gefahr – werde deshalb mit uns aktiv!

Aufgrund der SARS-CoV-2/COVID-19-Pandemie wird die Aktionswoche dieses Jahr vor allem Online stattfinden. Auf dieser Seite findest du Informationen zum Thema, die Online-Petition, mit der du dich mit nur drei Klicks für die Freiheit von Menschenrechtsverteidiger Ahmed Mansoor einsetzen kannst, sowie viele Sharepics und Grafiken für Social Media. Verpasse auch auf keinen Fall den Twitterstorm am 17.05. von 11-12 Uhr für die Freiheit von Ahmed Mansoor!

Inhaltsverzeichnis

DIGITALE ÜBERWACHUNG VON MENSCHENRECHTSVERTEIDIGER_INNEN – WORUM GEHT’S?

Was sind Menschenrechtsverteidiger_innen?

Menschenrechtsverteidiger_innen sind mutige Menschen, die sich für ihre Rechte und die Rechte anderer einsetzen. Es sind Studierende, Frauen, Eltern und viele mehr, die gegen Folter, Vertreibung, Korruption, Diskriminierung und weiteres Unrecht kämpfen. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass Menschenrechtsverletzungen ans Licht kommen. Wenn du ein paar von ihnen kennenlernen und mehr über ihre Geschichten und ihren täglichen Einsatz erfahren möchtest, dann schau doch mal auf die Website zu unserer Kampagne: https://www.amnesty.de/allgemein/kampagnen/mut-braucht-schutz

Wie werden sie überwacht?

Menschenrechtsverteidiger_innen werden immer häufiger Opfer von gezielter Überwachung. Es geht also nicht um Massenüberwachung zum Beispiel durch Kameras oder das massenhafte Sammeln von Daten, das ganze Landesbevölkerungen betrifft. Dagegen werden bei gezielter Überwachung einzelne ausgewählte Personen mit ausgeklügelten Methoden angegriffen mit dem Versuch, Zugang zu ihren Daten und ihrer Kommunikation zu bekommen. Die Angreifenden versuchen durch Tricks, den_die Menschenrechtsverteidiger_in dazu zu bekommen, einen Link zu öffnen oder eine Datei herunterzuladen, die schädliche Software enthält, um somit Zugang zu allen Daten und aller Kommunikation auf dem Computer oder Handy zu erhalten. Dazu geben sie sich zum Beispiel als Informant_in aus, die wichtige Dokumente über Menschenrechtsverletzungen hat, oder sie fälschen E-Mails, die dann aussehen, als kämen sie von einer Verwandten oder Freundin. Die Angreifenden unterwandern auch gezielt Communities auf Social Media, um dort Vertrauen zu gewinnen und so Zugang zu den ausgesuchten Zielpersonen zu bekommen. Eine weitere Methode ist das Phishing: Dabei werden Websites erstellt, die aussehen, wie eine Log-in-Seite eines herkömmlichen Anbieters zum Beispiel von Google oder Facebook. Doch wenn man hier seine Daten eingibt, loggt man sich nicht bei Google ein, sondern hat sein Passwort an die Angreifenden verraten, die dann Zugang zu den Konten haben.

Welche Folgen hat die Überwachung für die Aktivist_innen?

Diese gezielte Überwachung hat schwerwiegende negative Effekte auf die Arbeit von Menschenrechtsverteidiger_innen. Die Überwachung, aber auch schon die drohende Überwachung, und ständige Unsicherheit machen ihre Arbeit zum Teil unmöglich. Aus Angst vor möglichen Angriffen können sie Informationen, E-Mails und Nachrichten nicht mehr trauen. Sie müssen immer auch befürchten, ihre Familie und Freund_innen ebenfalls in Gefahr zu bringen, falls ihre Kommunikation überwacht ist. Die drohende Überwachung führt zu Selbstzensur und dazu, dass diese Menschen sich nicht mehr trauen, ihre Meinung öffentlich zu sagen oder an Aktionen teilzunehmen. Auch im Ausland sind die Menschenrechtsverteidiger_innen vor der Überwachung nicht sicher. Die Erkenntnisse aus der Überwachung werden für Anklagen oder öffentliche Schmutzkampagnen benutzt, die die Aktivist_innen gefährden und viele ihrer Kapazitäten zur Bewältigung fordern. Die gezielte Überwachung von einzelnen Personen wirkt sich auf ganze Gemeinschaften und Organisationen von mutigen Aktivist_innen aus, die dann ebenfalls abgeschreckt und von ihrer wichtigen Arbeit abgehalten werden.

Wer steckt dahinter?

Nicht immer kann eindeutig gesagt werden, wer für einen Angriff oder Überwachungsversuch verantwortlich ist. Häufig stecken Staaten dahinter. Diese verwenden zunehmend Softwares, die von privaten Unternehmen produziert werden. Diese wird auch aus europäischen Ländern exportiert, zum Beispiel aus Italien, Deutschland und Großbritannien. Diese Länder exportieren auch in Staaten, die die Menschenrechte nicht einhalten. Lücken in den Regulierungen und Gesetzen machen das möglich. Es widerspricht jedoch internationalem Recht.

Was hat das mit Menschenrechten zu tun?

Die gezielte digitale Überwachung von Menschenrechtsverteidiger_innen verstößt gegen die Menschenrechte. Sie verletzt das Recht auf Privatsphäre und die Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit. Staaten sind durch die „UN Declaration on Human Rights Defenders“ zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen verpflichtet. Staaten sind auch verpflichtet, Menschen vor Menschenrechtsverletzungen durch private Akteure zu schützen, also zum Beispiel durch Unternehmen. Unternehmen sind durch die „UN Guiding Principles on Business and Human Rights“ verpflichtet, die Menschenrechte bei all ihren Unternehmungen zu achten, und zwar weltweit.

Was fordern wir?

Wir fordern von den Staaten:

  • Dass sie die wichtige Arbeit von Menschenrechtsverteidiger_innen anerkennen und diese schützen.
  • Die Regulierung des Exports von Überwachungstechnologie und ein Aussetzen der Exporte bis eine menschenrechtliche Regulierung besteht.
  • Das Verbot von Exporten von Überwachungstechnologien, wenn die Gefahr besteht, dass diese für Menschenrechtsverletzungen genutzt werden.
  • Gesetze, die digitale Überwachung regeln und einschränken, sodass sie öffentlichen Gesetzen folgt, gerichtlich angeordnet sein muss und Einsatzbedingungen,Umfang und Dauer beschränkt sind.

Online Talk zu Überwachung von Menschenrechtsverteidiger_Innen

Du willst mehr darüber erfahren, wie die Überwachung von Menschenrechts-verteidiger_innen funktioniert? Welche Technik steckt dahinter? Wie gefährlich ist das? Was kann dagegen getan werden? Im Gespräch mit dem Amnesty-Experten Hans Lückhoff sprechen wir über diese Fragen und hören spannende und bewegende Geschichten über Aktivist_innen weltweit.

Der Talk findet am 04.06. um 19:00 Uhr statt. Der Talk wird über Amnesty Meeting abgehalten, ih rkönnt unter folgendem Link teilnehmen: https://meeting.amnesty.de/b/len-f6w-6pt

Herzlich eingeladen seid ihr auch zu folgender Veranstaltung:

Den Angreifer_innen auf der Spur – Online Talk mit dem Amnesty TechTeam

Datum: 24.05.  Zeit: 19 Uhr. Ort: Amnesty Meeting: https://meeting.amnesty.de/b/len-f6w-6pt

Weltweit stehen Menschenrechtsverteidiger_innen unter Beschuss – auch in der digitalen Welt. Ihre Geräte werden gezielt gehackt und ihre Kommunikation und Daten überwacht. Das internationale Tech Team von Amnesty arbeitet mit Menschenrechtsverteidiger_innen zusammen, um sie vor solchen Maneuvern zu schützen, und klärt digitale Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger_innen auf. Donncha O’Cearbhaill wird uns von der spannenden Arbeit des Tech Teams erzählen und wie sie Spion_innen und Angreifer_innen auf die Spur kommen.

Sei dabei live dabei am 24.05. um 19 Uhr im Videochat unter folgendem Link: https://meeting.amnesty.de/b/len-f6w-6pt  (Das Interview wird auf Englisch stattfinden.)

MACH MIT!

Petition – Freiheit Für Ahmed Mansoor!

Der Menschenrechtler, Blogger und Dichter Ahmed Mansoor dokumentierte seit 2006 die Menschenrechtslage in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Er zählte zu den wenigen unabhängigen Stimmen in den VAE, die sich weiterhin über Blog- und Twitterbeiträge gegen Menschenrechtsverletzungen im Land aussprachen. Immer wieder wurde versucht ihn durch Spionagesoftware zu überwachen. Im März 2017 wurde er festgenommen und befindet sich seitdem ohne Matratze und ohne Zugang zu Frischluft in Einzelhaft.

Setze dich mit uns für seine Freiheit ein: Unterzeichne und teile die Online-Petition und mach mit beim Twitterstorm!

Twitterstorm – Freiheit Für Ahmed Mansoor!

Da braut sich was zusammen! Am 17.05. von 11-12 Uhr wollen wir gemeinsam mit euch einen Twitterstorm starten. Unsere Forderung: Free Ahmed! Wir fordern von den Verantwortlichen in den VAE, dass der Schuldspruch gegen Ahmed Mansoor aufgehoben wird und er sofort und bedingungslos freigelassen wird. Hier findet ihr mehr Infos zu seinem Fall.

Bei einem Twitterstorm geht es darum, dass viele Menschen in einem festen Zeitraum möglichst viel unter demselben Hashtag (siehe unten) posten. Im besten Fall wird dieser Hashtag zum Trend auf Twitter, sodass viele Leute auch außerhalb unserer Blase ihn sehen. Und im allerbesten Fall wird er von anderen Sozialen Netzwerken und klassischen Medien aufgegriffen und das Thema kriegt richtig viel Aufmerksamkeit. Nutzt natürlich auch Mastodon, falls ihr dort aktiv seid.

Die wichtigsten Punkte:

Hier einige Beispielposts, die ihr mit einem Mausklick posten könnt:

We call the #UAE to immediately and unconditionally release @Ahmed_Mansoor – he is a #brave human rights defender and prisoner of conscience! #FreeAhmed @MohamedBinZayed @HHShkMohd @SaifBZayed @AmnestyGulf

Dear @MohamedBinZayed, we call on you to immediately and unconditionally release @Ahmed_Mansoor and to make sure he is protected from torture and other ill-treatment. #FreeAhmed #MutBrauchtSchutz @HHShkMohd @SaifBZayed @AmnestyGulf

#UAE, respect and protect your #brave human rights defenders! #FreeAhmed #MutBrauchtSchutz @AmnestyGulf

@Ahmed_Masoor is a #brave human rights defender – he now has spent 3 years in solitary confinement. We call on @MohamedBinZayed to protect him from ill-treatment and ensure access to health care #FreeAhmed #MutBrauchtSchutz @HHShkMohd @SaifBZayed @AmnestyGulf

Wir fordern die #UAE auf, @Ahmed_Mansoor sofort und bedingungslos freizulassen – er ist ein mutiger Menschenrechtsverteidiger und ein politischer Gefangener! #FreeAhmed @MohamedBinZayed @HHShkMohd @SaifBZayed

@MohamedBinZayed, wir fordern Sie auf, @Ahmed_Mansoor sofort und bedingungslos freizulassen und sicherzustellen, dass er bis zu seiner Freilassung vor Folter und anderer Misshandlung geschützt wird. #FreeAhmed #MutBrauchtSchutz @HHShkMohd @SaifBZayed

#UAE, respektieren und schützen Sie Ihre mutigen Menschenrechtsverteidiger_innen! #FreeAhmed #MutBrauchtSchutz

@AhmedMansoor ist ein mutiger Menschenrechtsverteidiger – er sitzt seit drei Jahren in Einzelhaft. Wir rufen @MohamedBinZayed auf, ihn vor Misshandlung zu schützen und Zugang zu medizinischer Versorgung sicherzustellen. #FreeAhmed #MutBrauchtSchutz @HHShkMohd @SaifBZayed

Fotoaktion – Was ist Mut für Dich?

Beispielbild zur Fotoaktion

Menschenrechtsverteidiger_innen sind vor allen Dingen eins: mutig. Daher wollen wir von euch und allen Menschen wissen: Was ist für euch Mut? Bei der Fotoaktion fotografiert ihr euch mit einem Schild, auf dem ihr den Satz “Mut ist…” ergänzt. Wenn ihr euer Gesicht nicht zeigen wollt, könnt ihr es mit dem Schild verdecken. Bitte postet es mit den folgenden Hashtags: #MutBrauchtSchutz #brave @amnestyjugend

Chatbot

Tauscht euch in einem fiktiven Chat mit einer Menschenrechtsverteidigerin über ihr Engagement und über die Bedrohung von Aktivist_innen durch digitale Überwachung aus. Warum muss man Menschenrechtsverteidiger_innen verteidigen? Was sind nochmal diese Phishing-Mails oder Trojaner? Findet heraus, wie ihr euch selbst für die Rechte von Menschenrechtsverteidiger_innen als auch für die Rechte von uns allen einsetzen könnt. Hier geht es zum Chatbot.

Onlineaktionspaket

Hier findet ihr zahlreiche Sharepics, Grafiken und Beispielposts rund um das Thema Menschenrechtsverteidiger_innen, deren gezielte Überwachung, den Fall Ahmed Mansoor und zum Twitterstorm.

Einige findet ihr hier direkt zum Download: Jugendaktionswoche Download

Das komplette Material findet ihr unter folgendem Link: Jugendaktionswoche2020

20. Mai 2020